Trauma – unangenehm oder erlösend?

Die letzten Monate begegnet mir öfters das Wort Trauma, in der momentanen Situation verwundert mich das nicht. Wir haben eine Ausnahmesituation, mit der viele nicht umgehen können.

Gibt es einen liebevollen Weg, sein Trauma zu erkennen und zu heilen?

In meinem Blogbeitrag nähere ich mich einem Thema an, das uns alle betrifft, unsere Traumen – den Geschichten, die in unserem Verborgenen ruhen.

Traumatische Geschichten

Die meisten von uns tragen noch so viele alte unerlöste Geschichten in sich. Geschichten, die irgendwann entstanden sind, als wir noch klein waren oder einfach noch nicht ausreichend für uns selbst sorgen konnten. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die nicht verarbeitet wurden, die uns ein Leben lang begleiten oder es können größere Geschichten sein, die ziemlich lange brauchen, bevor sie vollends heilen. Sie sind uns meistens nicht mehr bewusst und spielen im Untergrund doch mit.

Es kann sein, dass die alten Traumen ganz lange brav still halten, sie strecken nur in verschiedenen Verkleidungen ihre Hand, ganz zart, kaum wahrnehmbar. Ich sehe es, wie kleine Lücken, wo sie sachte aufblinken. Bis es dann nicht mehr möglich ist, sie zu übersehen, sie nicht zu fühlen. So war es auf jeden Fall bei mir.

Ich würde behaupten, wir alle tragen Trauma in uns, der eine mehr, die andere weniger. Doch letztendlich haben wir alle Geschichten erlebt, die in uns schlummern. Besonders die Generation, die den Krieg miterlebt hat und natürlich wir Kinder der Kriegskinder. Wenn ich mich erinnere, was meine Eltern und Schwiegereltern erzählt haben, was sie alles erlebt haben, ich hatte das Gefühl es war lang nicht alles und nur das weniger heftige, wen wundert es, dass sie ihre Traumen nicht verarbeitet haben. Manches ist so heftig, dass wir es lieber in der untersten Schublade verstauen und es geflissentlich auch dort lassen. Wir möchten die Schublade nie mehr öffnen, verschließen sie und legen den Schlüssel weit weg.

Das, was unsere Eltern oder Großeltern nicht verarbeiten konnten oder wollten wird weitergetragen, wir Kinder versuchen die Last mitzutragen und wundern uns, warum bestimmte Lebensumstände so schwer, so undurchsichtig und belastend sind. Dazu kommen noch unsere eigenen Erfahrungen, die nicht so toll waren. Meine Güte, da wird ein ziemlich großes Paket geschnürt. Kein Wunder, dass gerade jetzt, wo die letzten zwei Jahre so viele Begrenzungen und Herausforderungen waren, vieles aus der Vergangenheit hoch brodelt.

Trauma ist nicht gerade ein super tolles Thema, ein Thema, das wir gerne hören, geschweige denn damit beschäftigen. Ich kann da total mitgehen. Lange konnte ich das Wort Trauma nicht mal hören, es nervte mich regelrecht. Warum wollen sich alle mit Trauma beschäftigen dachte ich, es gibt noch schöneres im Leben. Aber wie es so ist, immer wenn mir etwas vermehrt begegnet, sollte ich genauer hinschauen ;-)

Trauma und die inneren Kinder

In meiner langjährigen Arbeit beschäftige ich mich schon immer mit Anteilen. Anteile sind innere Kinder, die einiges erlebt haben, was sie stark geprägt hat. Es sind unverdaute Geschichten, die sich nicht weiterbewegen konnten, die noch feststecken in der jeweiligen Erfahrung. Es war ganz wunderbar, mit meinen Klienten diese Anteile zu erlösen, sie heimzubegleiten. Ich sprach aber nie von Trauma.

Erst die letzten Jahre tauchte dieses Wort immer mehr in meinem Leben auf. Vielleicht liegt es daran, dass gerade die letzten Jahre immer mehr Menschen einen Namen brauchen für ihre Geschichten, die immer mehr aufploppen. Oder ich war noch nicht bereit für diese tief sitzenden Traumen. Egal, nun finde ich das Wort Trauma nicht mehr beängstigend, es gibt mir ein gutes Gefühl, ein Gefühl von ja ich hatte viele Traumen, ja ich habe immer noch welche und ja es ist möglich, dass sie heilen können. Dieses ja, es ist möglich, dass sie vollends heilen können, das erlebe ich seit ich mich mehr und mehr mit dem Thema beschäftige, seit ich mich darauf einlasse.

Der Unterschied zu meiner früheren Arbeit war, ja ich habe mit mir und meinen Klienten ganz wunderbar gearbeitet, wir haben über Gespräche, Energiearbeit und heilsamen Behandlungen den Weg bereitet zu den verborgenen Geschichten, wir haben sie erkennen können, konnten eine Menge in der Oberfläche heilen. Nun geht es einige Stockwerke tiefer, zu den knochenharten, verborgenen Geschichten.

Besonders unsere Körper sind involviert, sie schreien förmlich nach Heilung. Heilung auf einer sehr tiefen Ebene. Gerade die Traumen, die uns sehr formten, verstecken sich in unserem Körper, der alles so lange hält, bis es nicht mehr geht – bis wir uns ihm zuwenden.

Ein liebevoller Weg Trauma zu heilen

Es ist wirklich an der Zeit, dass wir uns um unsere alten Geschichten kümmern. Das was wir alle, die gesamte Erde gerade im Außen erleben fordert uns regelrecht dazu auf. Ich weiß aus meinen Erfahrungen mit meinen eigenen Traumen es ist nicht einfach, es erfordert Mut, ganz viel Geduld und Durchhaltevermögen. Wir können einiges auch alleine stemmen, doch wenn es um größere Geschichten geht, wenn wir immer wieder kehrende Situationen, Hindernisse oder körperliche Beschwerden haben, dann brauchen wir Unterstützung.

Ich kann nur von mir sagen, ich hätte viele Traumen nicht mal spüren oder anschauen wollen, wenn da nicht jemand gewesen wäre, der mich liebevoll unterstützt hat. Keine Ahnung, wie viele Sitzungen und Behandlungen ich mittlerweile erhalten habe. Auch meine Klienten erzählen mir immer wieder, wie wichtig die Begleitung war.

Wir brauchen in bestimmten Situationen jemanden, der für uns da ist, jemanden, der den Raum für uns hält, damit wir Stabilität und Sicherheit spüren. Stabilität, Sicherheit und Halt sind die wichtigsten Aspekte der Traumaheilung. Oft gab es keinen Halt, keine Stabilität und wir fühlten uns nicht sicher. Ich sehe es wie ein starkes Fundament, dass wir zuerst aufbauen, dann können wir uns um die Traumen kümmern.

Das Schöne, wir müssen nicht mitten hineingehen oder das ganze nochmal erleben. Es gibt einen sanften liebevollen Weg, um ein Trauma zu lösen, es zu heilen. Wenn wir erkennen, dass es um unsere inneren Kinder geht, die Zeit benötigen, die viele liebevolle Hinwendung suchen, dann sind wir auf dem besten Wege zur Heilung.

Traumheilung ist ein so bereicherndes Thema, über das ich die nächste Zeit noch ausführlicher schreiben möchte. Gerne teile ich meine Erfahrungen, die ich die letzten Jahre erlebt habe. Um das Thema noch zu vertiefen, habe ich eine Ausbildung gemacht in traumaorientiertem Coaching. Darüber erzähle ich später mehr.

Herzliche Grüße

Marianne

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