Gerade gibt es wieder so viele Verbote, so viel können wir nicht umsetzen, was wir geplant haben. Wen wundert es, wenn Wut, Enttäuschung… auftauchen. Diese Gefühle haben auch ihre Berechtigung.
Wie können wir mit diesen unangenehmen Gefühlen umgehen?
Heute schreibe ich über eine Erfahrung, die ich vor kurzem gemacht habe. Darüber, wie ich mit meiner Wut umgegangen bin. Teile mit dir vier Schritte, wie wir unserer Wut einen respektvollen Ausdruck geben können.
Dürfen wir wütend sein?
Ich war ziemlich wütend und grummelig, dass meine Ausbildung Energetisches Heilen nicht stattfinden konnte. Ich musste sie kurzfristig absagen, da unser Gebiet hier im Schwarzwald Baar zum Risikogebiet ausgerufen wurde. All die vielen Stunden, die ich für die Vorbereitung gebraucht habe, zogen an mir vorbei. All die Freude und Begeisterung, die ich hatte, tauchten nochmal auf. Die Texte, die Bilder, die ich ausgesucht und bearbeitet habe, all das zeigte sich nochmal vor meinem inneren Auge. Zu der Wut mischte sich noch Enttäuschung. Wut und Enttäuschung ergeben einen super Cocktail ;-)
Meine Güte, solche Gefühle sollten doch gar nicht sein, besonders in der spirituellen Szene dürfen wir solche Gefühle nicht haben. Und wenn sie doch auftauchen, sollten wir schnell, schnell drüber weg gehen, sie mit einem Lächeln wegschieben. Wir sollten den Sinn dahinter entdecken, darüber froh sein, ein geduldiges Lächeln aufsetzen. Es wird schon seine Richtigkeit haben…
Mag ja alles so stimmen, doch zwischen diesen beiden Gefühlen gibt es für mich kein entweder oder, entweder Wut und Hilflosigkeit oder Annehmen und Lächeln. Beides gehört zusammen. Beides hat seine Berechtigung. Wir dürfen wütend sein, wenn etwas anders verläuft, als geplant, wir dürfen enttäuscht sein, wenn unser Traum durchkreuzt wird. Wir alle haben Gefühle, egal, ob Wut, Trauer, Freude, Begeisterung. Es sind unsere inneren Gefühle. Sie gehören zu uns und sind auch sehr wichtig. Übergehen wir diese unangenehmen Gefühle, werden sie sich zurückziehen und können in einem unbedachten Moment ausbrechen, wie ein Orkan, der über uns hinweg fegt.
Wut ist eine kraftvolle Energie
Für mich habe ich entschieden, meine Gefühle zuzulassen, die wunderschönen und auch die unangenehmen. Meine Wut darf sich zeigen, meine Enttäuschung darf auftauchen. Ich nehme mir Zeit für diese Gefühle, spüre sie. Was bringen sie mit? Was haben sie noch im Gepäck? Oft haben sich noch ein paar alte Mitbringsel darin versteckt. Wütende Anteile, die noch nicht zu Wort kommen durften, enttäuschte Anteile, die genau jetzt auftauchen. Das ist das Geschenk in all der Wut und Enttäuschung, wir können Anteile entdecken, die durch diese äußere Situation die Chance erhalten wahrgenommen zu werden.
Wut ist eine mächtige Energie, sie ist wie ein Feuer, das brennt und auflodert, je mehr Holz wir ihm geben. Umso wütender wir werden, umso mehr lodert das Feuer auf. Vielleicht spüren wir durch diese Wut zum ersten Mal unser Feuer, diese Wärme, die unsere wahre Kraft zum Vorschein bringt. Eine Kraft, die so wild, so ursprünglich, so natürlich ist. Die uns daran erinnert, wer wir wirklich sind. Wir sind feurige Wesen, die auch diese Energie spüren und zeigen dürfen.
Natürlich sollten wir unsere Wut nicht unbedacht nach Außen oder gegen uns selbst schleudern. Dadurch verletzen wir uns und andere. Wir dürfen mehr und mehr lernen, dass Wut eine gesunde Form von Energie ist, die wir spüren und auch umsetzen können.
Vier Schritte…
1. Der geborgene Raum
Suche dir einen inneren und/oder auch äußeren Platz, wo du dich wohlfühlst, wo du dich geborgen und sicher fühlst. Spür diese Kraft und Liebe, die von diesem Ort ausgeht. Hier kannst du dich deiner Wut widmen, hier kannst du deinen unangenehmen Gefühlen Raum geben.
Ein äußerer sicherer Raum, kann dein bequemes Sofa sein mit deiner Lieblingsdecke und vielen Kuschelkissen. Eine warme kuschelige Matte auf der Erde. Dein Lieblingssessel. Oder du gehst raus in die Natur, lehnst dich an einen starken Baum. Legst dich auf eine Wiese und genießt die Sonnenstrahlen. Setzt dich an einen Bach oder Fluss. Sei erfinderisch und lausche in dich hinein, was brauchst du gerade jetzt. Es kann sich auch jedes Mal verändern.
2. Der Raum der Wut
Wenn Wut auftaucht, wunderbar, spüre sie. Nimm dir Zeit für deine Wut. Ist sie laut, aufbrausend, gefährlich oder eher still, lodernd, im Untergrund brodelnd? Fühle deine Wut, es sind deine inneren Gefühle. Nicht alles auf einmal. Es reicht, wenn du eine kleine Ecke davon wahrnimmst
Vielleicht magst du deine Wut zeichnen, lege dir Blätter und Stifte bereit. Oder du schreibst in dein Tagebuch. Oder dein Körper möchte sich bewegen, die Wut ausdrücken. Beginne mit langsamen Bewegungen, damit dein Körper nicht überfordert wird. Oder du möchtest schreien, deine Wut verbal ausdrücken. Egal welchen Ausdruck deine Wut gerade braucht, sei achtsam, überfordere dich und deinen Körper nicht. Ansonsten verletzt du dich oder auch andere. Ganz wichtig, schau, dass du alleine bist.
3. Wechsle zwischen den beiden Räumen
Erlaube dir zwischen diesen beiden Räumen immer wieder zu wechseln. Wenn die Wut zu stark wird, gehe zu deinem geborgenen, sicheren Raum. Wenn du dich wieder wohl fühlst, gehe rüber zu deiner Wut. So kann deine Wut langsam ins Fließen kommen. Sie spürt, sie wird wahrgenommen mit einem klaren, liebevollen Blick.
Stell dir vor, beide Orte gehören zu dir und du kannst beliebig hin- und her wandern. Du entscheidest wie lange du an einem Ort bleibst Vielleicht kannst du zu Beginn nur eine Sekunde am Ort der Wut bleiben, das reicht. Das nächste Mal geht es schon eine Minute. Sei besonders achtsam mit dir.
4. Nimm Unterstützung an
Je nachdem, wie groß unsere Wut ist, kann es sehr hilfreich sein sich unterstützen zu lassen. Manchmal klappt das ganz wunderbar alleine. Es kann aber Situationen geben, wo wir spüren, wir sind damit überfordert, wir können das nicht alleine schaffen. Es ist eine Form von Stärke, wenn wir uns für Unterstützung öffnen. Wir müssen nicht alles alleine schaffen.
Unterstützung kann viele Formen haben. Ein wohliger Platz, ein Kuscheltier, eine Farbe, eine Pflanze, ein Baum, ein Fluss, ein Stein, ein Krafttier, ein Engel, ein Gespräch mit einem nahestehenden Menschen oder du gönnst dir professionelle Hilfe in Form einer Einzelsitzung. Egal für was du dich entscheidest, spür, du bist nicht alleine.
Lerne den liebevollen Umgang mit deiner Wut
Wenn du diese vier wesentlichen Schritte immer wieder übst, wirst du merken, wie klar und liebevoll du mit deinen unangenehmen Gefühlen umgehst. Es ist kein gewaltvolles ausleben der Wut, es ist ein respektvolles akzeptieren von dem was gerade da ist.
Diese Übung kannst du im vollen Ausmaß nicht anwenden, wenn du gerade an einem Ort mit vielen Menschen bist, wenn gerade etwas in dir getriggert wird, das deine Wut zum kochen bringt. Doch auch hier kannst du dich daran erinnern, du kannst deine Wut spüren und sie zuerst nur wahrnehmen und ihr zu einem späteren Zeitpunkt einen Ausdruck geben. Dann wenn du alleine bist. In dem Zustand von größter Wut können wir keine klaren und liebevollen Entscheidungen treffen. Oft sind wir verletzt und bringen diese Verletzung nach außen, verletzten andere.
Erinnere dich in solchen Phasen der Wut an deinen geborgenen, sicheren Raum, auch wenn du an einem Ort bist, der äußerlich ganz anders ist. Auch in deinem inneren kannst du dir einen geborgenen Raum erschaffen, den du überall dabei hast. Unseren Atem haben wir immer bei uns, er kann in solchen herausfordernden Momenten sehr hilfreich sein. Indem wir einige Atemzüge nehmen, den Boden unter unseren Füssen spüren, kann ein Teil der Wut abfließen. Wir haben die innere Gewissheit, dass wir uns später um unsere Wut kümmern, ihr einen geeigneten Ausdruck verleihen.
Du bist eingeladen…
Wie gehst du mit deiner Wut um? Welche Schritte helfen dir dabei, deiner Wut eine klare und liebevolle Form zu geben? Gerne kannst du mit uns deine Erfahrungen mit deiner Wut teilen. Schreib einfach unten einen Kommentar.
Herzliche GrüßeMarianne
P.S. Wenn du Unterstützung benötigst für den Umgang mit deinen unangenehmen Gefühlen oder einfach einen Schritt weiterkommen möchtest, dann bin ich für dich da. >>>Hier kannst du dich über meine Form von Unterstützung informieren. Ich freue mich auf dich!
Danke für den wundervollen Artikel. Ich hatte eine übelst wütende Mutter, für die ich Prügelknabe und Sündenbock zugleich war. Nach Außen hin zwang sie mich, sie in der Rolle der gespielten perfekten Supermutter zu bestätigen. Siehst es genossen, mir weh zu tun. Ansonsten waren ihr meine Gefühle egal. Aufgrund dieser Vorgeschichte konnte ich lange weder meine Wut spüren, noch richtig wütend werden. Das ist auch heute noch schwierig für mich. Erst jetzt , da ich selber Mutter bin, ist mir das Ganze Ausmass der Lieblosigkeit und Gewalt neuner Eltern klar geworden. Der Weg der Achtsamkeit ist der einzige mir bekannte Weg, der funktioniert. Seid geduldig mit euch. Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht.
Liebe Xerafina,
vielen herzlichen Dank für deine Antwort auf meinen Blogbeitrag.
Es berührt mich sehr was du schreibst. Es ist tatsächlich so, dass wir unsere wütenden Anteile meistens aus der Kindheit mitbekommen haben. Es ist so wertvoll, wenn du deine Wut wahrnehmen und auch spüren kannst, auch wenn es nur eine kleine Ecke davon ist, das reicht oft schon. Deine Klarheit in Bezug auf deine Eltern ist der erste Schritt und wie du schreibst hilft die Achtsamkeit und ganz viel Geduld für die kleinen Schritte. Heilung benötigt ganz viel Geduld und liebevolle Zuwendung. Und was noch ganz wichtig ist, wir dürfen uns unterstützen lassen, genau das hat ja in der Kindheit gefehlt, aber wir können das nachholen. Egal ob es geistige und weltliche Helfer oder auch Kraftiere sind, wir müssen da nicht alleine durch.
Alles Liebe dir!
Marianne