Das kleine rosa Drachenmädchen

Heute gibt es einen etwas anderen Blogbeitrag – eine Geschichte vom kleinen rosa Drachenmädchen. Ich erzähle liebend gerne Geschichten, früher meinen Kindern, jetzt sind meine Enkel freudige Zuhörer. Es ist so schön, einfach frei zu beginnen, ohne Konzept, ohne sich Gedanken zu machen. Die Geschichte darf sich entwickeln.

Ich kenne keinen Beginn und kein Ende, ich überlasse mich meiner Intuition, meinem Gefühl und es fließt. Das zeigt mir, wie wichtig es ist, einfach seiner inneren Stimme zu folgen und sie auch zu zeigen, sie sprechen zu lassen. Egal in welcher Form. Ob in Erzählungen für die Enkel oder hier auf meinem Blog.

So, aber jetzt zu meiner Geschichte mit dem kleinen rosa Drachenmädchen.

Es war einmal…

Es war einmal ein kleines rosa Drachenmädchen. Er lebte in einem kleinen Dorf namens Drachenhausen in einer Familie. Das Drachenmädchen hatte wundervolle Eltern, die es liebten und zwei Geschwister, eine Schwester und einen Bruder.

Sie lebten etwas außerhalb von dem kleinen Dorf in einem Haus mit großem Garten. Das kleine rosa Drachenmädchen liebte es besonders draußen zu spielen, entweder alleine oder mit seinen Geschwistern und Freunden. Sie liebte es, zu schaukeln, im Sand zu matschen, in den Bäumen zu klettern, im Baumhaus zu schlafen, im kleinen Teich zu plantschen.

Einfach alles, was kleine Kinder so mögen.

Die Welt des kleinen rosa Drachenmädchen war vollkommen in Ordnung. Es konnte sich kein besseres Leben vorstellen.

Bis sie eines Tages in den Kindergarten kam. Es war ein Waldkindergarten. Ihre Eltern waren sehr aufmerksam und es war genau passend für das kleine rosa Drachenmädchen.

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Sie fühlte sich sofort wohl mit den anderen Kindern, sie liebte die Kindergärtnerin, sie hieß Eva. Alles wäre auch super schön gewesen, wenn da nicht diese Geschichte mit Ihrem Namen aufgetaucht wäre.

Alle nannten sie rosa Drachenmädchen. Bis jetzt war das auch ganz prima, niemand hatte je etwas dazu gesagt. Doch nun im Kindergarten schauten sie alle seltsam an. Schon zu Beginn, als sie ihren Namen nannte, kamen komische Reaktionen.

“Das ist doch kein richtiger Name, wir heißen doch auch Drachen, warum bist du rosa und nicht grün oder blau, wie wir alle?”

Mit der Zeit hörten diese Fragen auf, alle gewöhnten sich an den Namen, an die rosa Farbe. Doch tief im Drachenmädchen war eine Tür aufgestoßen worden. Tief in ihr begann es zu arbeiten.

Ja, warum war sie rosa und nicht grün oder blau?

Ja, warum hatte sie nicht einen Namen, wie die anderen Kinder?

Das rosa Drachenmädchen fasste sich ein Herz und fragte eines Tages ihre Mutter. Sie wollte endlich wissen, welches Geheimnis es da gab.

Die Mutter des Drachenmädchens wusste, dass dieser Tag kommen musste. Sie spürte, dass es jetzt so weit war, dem kleinen rosa Drachenmädchen mehr über seine wahre Herkunft zu erzählen.

So begann sie dem kleinen rosa Drachenmädchen ihre Geschichte zu erzählen:

“Eines Abends, es war ziemlich kalt, klopfte es an die Tür. Als ich nachschaute, wer da draußen war, lagst du in einem Körbchen warm eingepackt vor meinen Füßen. Du sahst so süß aus, so anders, als unsere anderen Kinder. Im Körbchen war auch ein Zettel, auf dem stand, dass du rosa Drachenmädchen heißen solltest, solange, bis du selbst nach deinem wahren Namen fragst.

Für uns war das vollkommen in Ordnung, da du ein so süßes rosa Drachenmädchen warst, nannten wir dich so.

Doch nun ist es an der Zeit, dass du deine wahre Herkunft und deinen wahren Namen erfahren sollst. Auch wir kennen ihn nicht. Auf dem Zettel stand auch, dass du, wenn es so weit ist, zu dem Weisen auf dem Berg wandern sollst. Er wird dir weiterhelfen.”

Das kleine rosa Drachenmädchen war zuerst verstört, damit hatte es nicht gerechnet. Sie hatte zwar schon gemerkt, dass sie anders aussah. Doch die Liebe ihrer Eltern ließen sie nie zweifeln, dass sie nicht bei ihnen geboren war.

Die Reise zum weisen alten Mann

Nach einigen Tagen hatte sie sich wieder beruhigt und wollte unbedingt zu dem weisen Mann auf den Berg. Ihre Eltern begleiteten sie bis zur Bergspitze, da wo die kleine Hütte des weisen Mannes stand.

Als sie in den etwas düsteren Raum eintrat, wo nur eine Kerze brannte, wurde sie mit einem freundlichen “Hallo” empfangen.

“Setze dich, mein Kind, schön, dass du da bist, ich habe auf dich gewartet”, meinte der weise Mann. Das kleine Drachenmädchen schaute ganz erstaunt zu dem alten Mann mit den grauen Haaren und dem weißen Bart. Er schaute ganz liebevoll, mit gütigen Augen auf das Drachenmädchen. Sie hatte sofort Vertrauen zu ihm und begann auch gleich mit ihrem Anliegen.

Die drei Schatullen

Der weise alte Mann hörte ihr aufmerksam zu, lächelte verschmitzt. Nach einer Weile holte er drei wunderschöne kleine Schatullen. Jede hatte eine andere Farbe und war etwas anders verziert.

Die erste war blau, wie das Meer, mit Muscheln.

Die zweite war weiß, wie der Schnee, mit roten Rosenblättern.

Die dritte war grün, wie das Gras mit Gänseblümchen.

Das kleine Drachenmädchen schaute ihn mit großen Augen an. Was sollte das bedeuten?

Der alte weise Mann gab ihr alle drei Schatullen. “Eine davon gehört dir, du hast die Wahl, suche dir deine Schatulle aus. Lasse dir Zeit, es muss nicht heute sein. Komme immer, wenn du magst zu mir und freunde dich mit den Schatullen an. Dann, wenn du dir sicher bist, entscheide dich”, meinte er mit tiefer warmer Stimme.

Das Drachenmädchen nahm jede der Schatullen zaghaft in ihre kleinen Hände. Jede fühlte sich zuerst gleich an, nur die Farbe und die Verzierung war anders. Sie hätte am liebsten alle drei mitgenommen. Aber das ging ja nicht. Also setzte sie sie wieder vor den weisen Mann.

So wie er vorgeschlagen hatte, kam sie einmal pro Woche zu ihm. Der weise Mann erzählte ihr Geschichten. Mit der Zeit war es zu einem Ritual geworden, dass sie immer am Donnerstagnachmittag hoch zur Hütte wanderte, eine Stunde blieb, eine Geschichte hörte, Tee und Gebäck mit dem Alten zu sich nahm.

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Die Entscheidung

Doch eines Tages war es anders. Der alte weise Mann nahm sie an der Hand und sagte mit liebevoller klarer Stimme: “Jetzt ist es so weit, du musst dich heute entscheiden. Suche dir deine Schatulle aus”

Das Drachenmädchen wurde ganz weiß im Gesicht, es zitterte am ganzen Körper. Es hatte vergessen, warum sie vor Monaten hier auf den Berg zu dem alten Mann kam. Ihr war auf einmal nicht mehr wichtig, woher sie kam oder wie sie hieß. Alleine das Zusammensein mit ihm war ihr wichtig und so schön.

Sie wollte die drei Schatullen zurückgeben, doch der alte Mann blieb beharrlich, sie sollte eine aussuchen, heute, jetzt.

Das Drachenmädchen schloss ihre Augen und nahm jede Schatulle einzeln in ihre Hände, fühlte die Verzierungen und entschloss sich für die weiße Schatulle, die mit den roten Rosenblättern verziert war.

Der alte weise Mann gab ihr lächelnd einen kleinen goldenen Schlüssel. “Schließe sie auf und schau, was für dich drinnen ist”, meinte er.

Das Drachenmädchen nahm den Schlüssel und öffnete mit zittrigen Händen die Schatulle. Sie entdeckte drei Päckchen in rosa Seitenpapier eingewickelt.

Sie öffnete das erste Päckchen, ein kleiner sorgsam gefalteter Zettel kam ihr entgegen. Darauf stand: “Dein Name”.

Sie legte den Zettel beiseite, wollte ihn später öffnen.

Das zweite Päckchen enthielt ein kleines Büchlein, darauf stand “Deine Geschichte.”

Sie legte das Büchlein beiseite.

Im dritten Päckchen lag eine zierliche goldene Kette mit einem Amulett. Das öffnete sie zuerst. Darin war ein Bild von zwei Menschen, ihre Eltern. Auch sie waren rosa, so wie sie. Sie lächelten ihr zu, ganz freudig.

Das Drachenmädchen drückte die Kette ganz fest in ihren Händen, legte sie sich um den Hals. Dabei kullerten einige Tränchen aus ihren Augen.

Als Nächstes nahm sie den Zettel und faltete ihn auseinander, darauf stand in großen Buchstaben ihr wahrer Name: “Rosella”. Dem Drachenmädchen wurde es ganz warm ums Herz. Das ist ihr wahrer Name, wie wunderschön er klang. Ja, jetzt wusste sie, es war die richtige Schatulle, die sie ausgesucht hatte.

Sie tanzte durch die Hütte, lachte, sang immer wieder ihren Namen Rosella, Rosella, Rosella.

Fast hätte sie das kleine Büchlein vergessen. Der alte Mann hob es auf und legte es in ihre Hände. Sie klappte es auf und sah verwundert den Inhalt, darin waren Bilder und viele beschriebene Seiten. Alle Seiten war fein säuberlich in Handschrift und mit zarter rosa Tinte beschrieben.

Sie drückte das Büchlein an ihr Herz und wollte es später zu Hause lesen. Für heute war es genug. Sie war so erfüllt von den wunderbaren Geschenken.

Schnell wollte sie nach Hause und es mit ihrer Familie und ihren Freunden teilen. Fast hätte sie den alten Mann vergessen. Sie umarmte ihn, dankte ihm von ganzem Herzen.

Das war die Geschichte vom rosa Drachenmädchen. Wer weiß vielleicht geht sie irgendwann weiter, mal sehen ;-). Es hat mir auf jeden Fall eine Menge Freude bereitet, sie aufzuschreiben, sie schlummerte schon eine Weile in mir. Als ich heute angefangen habe zu schreiben, floss es nur so aus mir und ruckzuck war sie fertig.

Du bist eingeladen…

Ich wünsche dir ganz viel Freude beim Lesen und freue mich auch immer über deine Rückmeldungen. Hat dir die Geschichte gefallen?

Herzliche Grüße

Marianne

Bildquelle: Die schönen Bilder sind von meiner Enkelin Tami gemalt.

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    2 Kommentare

      • Marianne Hauser

        Liebe Manuela,

        das freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat. Danke dir, werde es meiner Enkeltochter weitergeben.

        Alles Liebe dir!
        Marianne

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