Nichts geht mehr, was kann ich tun?

In der Traumaheilung wird der Begriff Freeze oft benutzt. Welche Bedeutung hat Freeze besonders in der Traumaheilung?

Wie können wir mit traumatischen Freeze-Reaktionen umgehen?

In meinem Blogbeitrag erkläre ich in einem Video, was Freeze ist und wie Freeze entsteht. Ich gebe wertvolle Tipps, wie wir mit Freeze umgehen können und was uns dabei unterstützen kann, Freeze schmelzen zu lassen.

Was bedeutet Freeze?

In der Traumaheilung kommen die drei Begriffe Freeze, Fight oder Flight sehr oft vor. Es sind drei unterschiedliche Qualitäten, Fight bedeutet Kampf, Flight Flucht und Freeze, eingefroren, angehalten. Alle drei Begriffe sind Formen von Trauma, das sich unterschiedlich ausdrückt.

Freeze bedeutet ganz allgemein Einfrieren oder kurzzeitiges Anhalten. Wir können diesen Begriff in vielen verschiedenen Formen finden. Heute möchte ich Freeze ganz speziell in der Traumaheilung betrachten. Für mich ist Freeze die Form von Trauma, die am schwierigsten zugängig ist, sie ist ohne Bewegung, keine Lebendigkeit, hart und fest gefroren.

Ein Trauma ist ein bedrohliches Erlebnis, das wir nicht ganz verarbeiten konnten. Die Erfahrung blieb an einem Punkt hängen, sie wurde nicht verdaut. Hatten wir z.B. in der Kindheit eine Erfahrung, wo niemand da war, wir wurden alleingelassen, kann sich das als ein Trauma auswirken. Wir haben unser ganzes Leben das Empfinden ich bin alleine, niemand ist für mich da. Wir tragen die unverdaute Vergangenheit in uns.

Haben wir etwas Bedrohliches erlebt, kann ein Trauma entstehen. Je nachdem wie unser Körper es verarbeitet, kann es zu Freeze, Fight oder Flight abspeichern. Unsere Körper sind so intelligent, sie speichern das Erlebte ab, es ist ein reiner Schutzmechanismus. Wäre das nicht der Fall, könnten wir wahrscheinlich nicht mehr weiterleben. Ist etwas so bedrohlich, dass wir nicht damit umgehen können, bleibt es irgendwo im Körper stecken. Unser Nervensystem ist ein super guter Ort zum Lagern. Es hält die alten Erinnerungen, solange bis es so überfüllt ist, bis kein Platz mehr für neues Trauma vorhanden ist. Auch in unseren Knochen, Gelenken, Organen, Haut… lagert sich Trauma ab. Erst wenn der Schmerz, die Trauer, die Hilflosigkeit, die Angst zu groß wird, beginnen wir uns dem Trauma zuzuwenden.

Anzeichen für Freeze

Im Zustand von Freeze können wir uns nicht mehr bewegen, wir bleiben stocksteif stehen, liegen, sitzen, sind unfähig nur einen Schritt zu gehen. Etwas Bedrohliches hat uns zu dieser Reaktion in unserem Körper gezwungen. Vielleicht kennst du das, du möchtest über die Straße gehen, plötzlich kommt ein schrilles Geräusch aus dem Nichts und du bleibst stehen, kannst dich nicht mehr bewegen. Wenn es nur einen kurzen Moment ist, bis du erkennst, das ist nichts Bedrohliches, das hat mich nicht betroffen. Du kommst wieder in Bewegung, der Freeze kann durchfließen, muss nicht stecken bleiben.

Erleben wir einen Unfall, wo unser Körper verletzt wird, wo wir uns nicht mehr bewegen können, wo wir tatsächlich bedroht wurden, kann Freeze entstehen. Der Moment, wo die Bewegungslosigkeit da war, kann sich im Körper festsetzen, nichts geht mehr. Auch wenn wir uns später wieder bewegen können, wenn die Verletzungen geheilt sind, kann diese Bewegungslosigkeit in einem Freezezustand gespeichert sein.

Anzeichen für eine Freeze-Reaktion kann sein, dass wir in bestimmten Momenten unfähig sind uns zu bewegen, der Körper erstarrt, die Muskeln spannen sich an. Zusätzlich kommen Gefühle von Angst auf, wir spüren unser Herz intensiver schlagen. All das geschieht automatisch ohne unser Zutun, das gespeicherte Freeze-Programm läuft ab. Es ist wie ein Film, der parallel zu dem jetzigen Zeitpunkt angeschaltet wird. Das Trauma zeigt sich nicht, um uns permanent zu ärgern, es taucht auf, weil es beachtet, erkannt und letztendlich geheilt werden möchte.

Freeze – was können wir tun?

  • Zuerst ist es hilfreich, diesen Film von Freeze zu erkennen. Wann sind die Momente, wo mein Körper diese Reaktionen zeigt? Welche Anzeichen treten auf? Welche Begleiterscheinungen zeigen sich?
  • Wir erkennen die Anzeichen als Schutzreaktion, unser Körper- und Nervensystem wollen sich schützen. Wir erlauben den Schutz, wir drücken ihn nicht weg.
  • Sehen uns um und bleiben zuerst in der Gegenwart, wo bin ich gerade? Welche Tageszeit ist jetzt? Wie ist mein Name?
  • Entdecken den Halt, die Stabilität, die Sicherheit, die jetzt für uns da ist.
  • Finden Ressourcen, die uns jetzt unterstützen können.
  • Beginnen mit winzig kleinen Bewegungen, wenn Bewegungsimpulse auftauchen.
  • Holen uns Unterstützung, wenn wir unsere traumatischen Erfahrungen nicht alleine bearbeiten können.

Schau dir das Video an

Freeze benötigt viel Geduld, wir dürfen uns Zeit geben, um einen Eisblock schmelzen zu lassen, der vielleicht schon viele Jahrzehnte in uns wohnt. Sobald die Wärme, die Liebe auf den Eisblock einwirkt, schmelzt er, er löst sich von alleine auf. Manchmal benötigt es mehrere Anläufe und viel Geduld, je nachdem wie lange der Zustand von Freeze schon da ist. Das Schöne es ist immer möglich Freeze schmelzen zu lassen, wenn wir das nicht alleine schaffen, laden wir uns unterstützende Helfer und Elemente aus der Natur ein.

Herzliche Grüße

Marianne

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