Kannst du deine Widerstände umarmen?

Bevor ich meinen Tag beginne, ziehe ich eine Engelkarte. Das ist seit einigen Jahren eine liebgewordene Gewohnheit. Es gibt eine Karte, darauf steht: “Umarme deinen Widerstand” Oft kommt die Karte zu mir, wenn ich gerade in einer Stimmung bin, wo ich keine Lust habe die Widerstände in mir für toll zu finden, geschweige denn sie zu umarmen.

Manchmal fordert mich die Karte auf, genau hinzusehen, genau zu fühlen, was gerade los ist. In dem Moment wo ich sie vor mir sehe, kann ich damit nicht immer etwas anfangen. Erst im Laufe des Tages, wenn ich mich daran erinnere, erkenne ich, was sie mir sagen wollte.

Ich erkenne meine Widerstände, ich fühle den Bereich, wo ich mich noch schwer tue, wo es sich hart und sperrig anfühlt.

Wie so oft werden wir entweder von unserem Körper oder von Außen getriggert. Es ist der Körper, der schmerzt, der uns auffordert den Schmerz wahrzunehmen. Dem Schmerz zu begegnen ist nicht so einfach. Viel lieber hätten wir den Schmerz weg. Wir versuchen alles, damit es nicht mehr weh tut. Bis wir merken, es geht nicht mehr. Der Schmerz will einfach nicht weichen. Da nützt alles Kämpfen und dagegen stemmen nichts. Der Schmerz bleibt hartnäckig – er bewegt sich keinen Millimeter.

Genau in solchen Momenten zeigt uns unser Körper, wie viel Widerstand noch da ist. Mit allem dagegen kämpfen, mit all der Kraft, die wir aufwenden, verspannt sich unser Körper noch mehr. Der Schmerz verstärkt sich.

Oder der Widerstand begegnet uns im Außen in Form unseres Partners, der Kinder, der Eltern, am Arbeitsplatz, eines Nachbars. Manchmal auch ganz banal beim Autofahren, wir werden ausgebremst oder jemand fährt zu nahe auf.

Ich kenne das nur zu gut, es reichen manchmal nur ein paar Sätze des Partners und schon bin ich auf hundert. Ich fühle mich im Recht, kann nicht verstehen, warum er das jetzt nicht kapiert, was ich meine. Schon beginnt der Widerstand, das Ringen, das Kämpfen. Wer ist stärken, wer hält länger durch.

Meine Güte, ganz schön anstrengend diese Kämpfe! Anstrengend für den Körper, er läuft auf Hochtouren, die Muskel spannen sich an, man befindet sich permanent in Habachtstellung.

Ganz schön anstrengend für unseren Verstand, er hat Mühe sich zu konzentrieren. Im Hintergrund läuft permanent das Kampfprogramm.

Ganz schön anstrengend für unsere Gefühle. Wir verstricken uns in Hass, Zorn, Neid…Alles Gefühle, die uns auf Dauer nicht unbedingt bereichern.

Erkenne deine Widerstände

Wenn wir uns mitten im Widerstand befinden, wenn der Sturm bereits tobt, ist es nicht so einfach seinen Widerstand zu erkennen oder geschweige denn ihn zu umarmen.

Erst wenn der Sturm vorbei ist, wenn wir wieder ruhig durchatmen, können wir dem nachgehen.

Was war das, was uns so aufgebracht hat? War es wirklich der Mensch oder die Situation, die uns so durch gewirbelt hat? Meistens zeigt sich da etwas ganz anderes, es ist dieser Widerstand in uns, etwas was mir zeigt, jetzt nicht, jetzt habe ich keine Lust dazu.

Ich beginne dagegen anzukämpfen, ich möchte meine Ruhe. Ich kann mich entscheiden, kämpfe ich weiter gegen das was ist, oder bleibe ich erst mal still und atme durch. Ich darf erkennen, was da so rebellisch in mir ist, welche Gefühle werden genau in diesen Momenten ausgelöst? Vielleicht kenne ich diese Gefühle bereits und jemand hat sie nur wachgerufen.

Es gibt Phasen, da wiederholen sich immer die gleichen Muster, jeweils auf verschiedenen Weise. Immer wieder sitzen wir im selben Hamsterrad und haben das Gefühl wir kommen da nicht raus.

Werde Still und atme

Mir hilft in solchen Momenten kurz still zu werden, meine Gefühle wahrnehmen, einige tiefe Atemzüge und diesen Widerstand in mir wahrzunehmen. Manchmal ist er so riesig, dass ich ihn nicht annehmen oder als weiterer Schritt umarmen möchte. Doch er darf sich zeigen und er darf erst mal da bleiben. Er ist ein Teil von mir und möchte nur gehört und gefühlt werden.

Dieser kleine Moment kann so heilsam sein. Es reicht ein klitzekleiner Moment, halte inne und fühle dich, welches Gefühl zeigt sich und es darf sein. Indem du dir erlaubst deine heftigsten Gefühle da sein zu lassen – nur ein Moment lang, fühlen sie sich angenommen.

Die Schwere löst sich, es kann leichter werden, du spürst das an deinem Atem, er fließt wieder gleichmäßiger ein und aus. Kannst du jetzt deinen Widerstand umarmen?

Es gibt Zeiten, da geht das spielend, oder es ist schwieriger und es ist noch nicht möglich. Das ist in Ordnung, wir dürfen unseren Rhythmus erkennen und ihn achten. Alles hat seine Zeit.

Umarme ich den Widerstand, schenke ich ihm meine Zuwendung und Liebe, wird er schmelzen, so wie ein riesiger Eisblock schmelzt, wenn die Sonne darauf scheint. Wir brauchen uns nicht anstrengen, wir benötigen keine besondere Technik, wir dürfen uns einfach die Erlaubnis geben. Die Sonne scheint auch ohne Anstrengung und wenn sie genügend Kraft hat, wird der Eisblock wegschmelzen.

Lasse dich unterstützen

Manchmal gibt es Tage, da geht das wunderbar, dann gibt es Tage, da ist es fast nicht möglich es alleine zu schaffen. Da dürfen wir erkennen, wir brauchen es auch nicht alleine schaffen, da ist immer eine Unterstützung da, die uns hilft.

Unsere Seele, die Erde, das gesamte Universum steht in den Startlöchern, um ihre Liebe zu verschenken. Wir dürfen unsere Türen öffnen und sie einströmen lassen. Mit dieser Unterstützung wird es uns besser gelingen jeden Widerstand zu umarmen.

Wir müssen nicht alles alleine bewältigen. Von klein auf haben wir gelernt, wir müssen uns die Liebe erkämpfen, wir müssen uns anstrengen, wir müssen Mauern und Zäune aufbauen. Wir haben gelernt, dass wir als Kinder kein Recht auf Freiheit haben, wir müssen uns behaupten und durchsetzen.

Ja wir dürfen eine Kämpferin und einen Kämpfer in uns haben. Wir dürfen lernen für uns einzustehen. Für unsere Wünsche und Bedürfnisse alle Kraft aufwenden. Diese Kraft ist für etwas, nicht gegen etwas.

Wir kämpfen für die Liebe und mit der Liebe. Ja das kann manchmal auch sehr herausfordernd sein. Es fordert uns auf unsere Kraft und Stärke zu spüren. Wahrzunehmen, wer wir wirklich sind. Es ist ein Kampf, der unseren Körper stärkt, der unseren Geist reinigt und unsere Gefühle klärt. Dazu benötigen wir kein Schwert, keine Pistole, kein Messer. Es reicht diese innere Haltung der friedvollen Kämpferin – des friedvollen Kämpfers.

Je mehr wir in diese innere Haltung eintauchen, je mehr werden wir unsere Widerstände als Chance und Gelegenheit sehen, noch kraftvoller zu werden. Wir wachsen an unseren Widerständen. Mit jedem Widerstand, den wir lösen können, heilen wir. Es heilen die alten Verletzungen, Wunden schließen sich.

Unsere verletzten, ängstlichen, traumatisierten inneren Kinder werden nicht mehr weggeschickt, wir öffnen unsere Türen für sie. Mit jedem Widerstand, den wir schmelzen lassen, schmelzen auch die alten Verletzungen. Unsere inneren Kinder finden den Weg zurück zu uns – in die Liebe unserer Seele.

Eine Umarmung ist eine einfache Geste, in ihr liegt eine liebevolle Heilkraft, eine Umarmung kann Wunder bewirken, es braucht keine Worte, es geschieht – erlauben wir es uns.

Wir können das üben immer wieder aufs Neue, so können sich die dicksten Eisschichten lösen, so dürfen die wiederkehrenden Muster und die härtesten Überzeugungen aufweichen.

Heilung geschieht tief in uns, wenn wir die Liebe, die Wärme sanft fließen lassen.

Umarme dich und deine Widerstände – heile.

Herzliche Grüße

Marianne

 

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