Ein klares STOPP ist wichtig und gleichzeitig liebevoll

Heute möchte ich über das Phänomen schreiben, wie viel Mühe wir mit dem Wort STOPP haben. Das Wort Stopp tritt an vielen Stellen in unserem Leben auf, z.B. im Straßenverkehr, da zeigt es ganz deutlich auf, halt an, bis hierher und nicht weiter.

Das Stoppschild gehört zu einer Regel, die den Verkehr ordnet. Sonst gäbe es vielleicht ein heilloses Durcheinander.

In meine Einzelsitzungen kommen immer wieder Menschen, die mir erklären, wie mühevoll es ist, ein Nein oder ein Stopp auszusprechen.

Ein Ja ist da schon einfacher, ein Ja, wenn andere Menschen etwas von uns wollen. Da kommt das Ja meistens mühelos über unsere Lippen.

Aber wie sieht es aus, wenn wir ein Nein oder noch klarer ein STOPP aussprechen sollten? Fließt das genauso leicht über unsere Lippen?

Der weibliche und männliche Umgang mit dem Stopp

Ich habe für mich entdeckt, wir alle haben damit Mühe. Besonders wir Frauen gehen mit dem Stopp eher zaghaft um. Ich denke es liegt daran, dass das Stopp eher der klaren männlichen Energie zugeordnet wird. Klar und unmissverständlich, das zum Ausdruck bringen, was wir wollen, oder nicht wollen.

Wir Frauen sind Meister im Umschreiben, wir verstehen es wunderbar etwas stehen zu lassen, es anzunehmen, wie es ist. Auch wenn wir innerlich spüren, es passt nicht mehr. Wir lassen es erst Mal stehen und warten ab. Klar ist diese Haltung für bestimmte Situationen auch angebracht. Es braucht auch das annehmen und abwarten, das damit sein.

Doch in gewissen Bereichen ist ein klares und deutliches STOPP ganz wichtig. Es ist wichtig, dass wir beide Teile in uns, die weibliche und die männliche Seite leben. Sonst entsteht ein Ungleichgewicht in uns und unserem Leben.

Wenn wir immer nur die weibliche Seite zum Ausdruck bringen, immer nur sanft abnicken, wird mit der Zeit die männliche, die klare Seite erlahmen, ermüden oder aggressiv werden.

Alles was nicht mit eingebracht wird, was nicht gelebt wird erstarrt, wird hart. Energien möchten fließen, sie möchten für uns da sein.

Die Kinder lernen uns liebevolle Stopps zu setzen

Wenn ich so nachdenke, erinnere ich mich an ganz viele Beispiele mit meinen Kindern. Gerade mit meinen Kindern konnte ich wunderbar üben, anzunehmen, stehen lassen und auch klare Stopps auszusprechen.

Mir fiel es nie so leicht mit dem Stopp. Ich bin eher weiblich geprägt, klar ich bin ja auch eine Frau ;-) Hat aber nicht immer damit zu tun, wie wir uns verhalten. Nicht alle Frauen und alle Männer verhalten sich typisch Frau oder typisch Mann. Jeder hat ja beide Seiten in sich.

Bei mir ist es auf jeden Fall so, dass ich eher der abwartende Typ bin. Wenn es Entscheidungen zu regeln gibt, erst Mal abwarten. Doch in manchen Situationen braucht es ein schnelles Ja oder Nein. Das konnte ich durch meine Kinder lernen. Sie forderten mich heraus, eine klare Ansage zu machen. Sie forderten regelrecht ein Stopp, wenn es nötig war.

Ja und es ist nötig bei Kindern und natürlich auch bei uns Erwachsenen. Ein Stopp kann sehr liebevoll sein, es kann zeigen, hey ich interessiere mich für dich, hey es ist mir wichtig, dass es mir und auch dir gut geht.

Das Leben lernte mich auch meine männliche Seite zu erkennen, sie mehr fließen zu lassen. Es ist immer noch nicht komplett ausgeglichen. Aber ich glaube, dass bei mir immer die weibliche Seite etwas mehr zum Ausdruck kommt. Das ist auch gut so, ich fühle mich damit wohl.

Warum haben wir so viel Mühe mit dem STOPP?

Diese Ansage Stopp bringt eine so klare und Grenzen setzende Energie zum Vorschein, dass es kein Entweder oder mehr gibt.

Das Stopp fordert uns heraus, uns klar für ein ja oder nein zu entscheiden. Oft gehen schon ganz viele Hinweise voraus. Es gibt Anzeichen in uns, die uns immer mehr zum Stopp drängen, die uns fühlen lassen, so kann es nicht mehr weitergehen.

Es können innere Signale sein, die uns fühlen lassen, es ist höchste Eisenbahn für ein Stopp.

Oder es gibt äußere Zeichen, die uns unmissverständlich zum Stopp führen.

Teepause – das ist jetzt mein Stopp, das Blogschreiben wird unterbrochen. Gleich geht es weiter. ;-)

Wenn ich am Blogschreiben bin, vergesse ich alles um mich herum, vergesse zu essen oder zu trinken, da bin ich froh und dankbar, dass mein Partner mich zwischendurch an die  Stopps erinnert. Das können ja auch liebevolle Unterbrechungen sein. ;-) Unser größerer Stopp ist um 10 Uhr eine Teepause.

Ich habe Mühe ein Stopp zu setzen, wenn ich mich im Flow des Schreibens befinde. Es fließt aus meinen Fingern und ich möchte einfach dran bleiben. Erst später spüre ich, eine Pause wäre gut gewesen.

Mittlerweile stelle ich mir nach jeder Stunde die Uhr an meinem Handy. Sie erinnert mich an mein Stopp.

Ein Stopp hat auch immer mit Grenzen setzen zu tun – mir selbst oder anderen gegenüber. Kann ich mir eine Grenze setzten und an einem bestimmten Punkt mein Tun unterbrechen? Diese Grenze ist wertvoll, damit mein Körper nicht total verspannt und abkühlt. Diese Grenze ist wichtig, damit mein Verstand eine Pause einlegt, damit die Kreativität nicht zu kurz kommt.

Ein wichtiger Stopp gilt auch für meine Einzelsitzungen. Kann ich nach der vorgenommenen Stunde Stopp sagen und die Zeit einhalten?

Zu Beginn meines Seelenbusiness hatte ich große Mühe die Zeit einzuhalten. Ich überzog permanent. Meine Klienten spürten natürlich diese Unsicherheit und hatten gerade zum Schluss noch Fragen über Fragen.

Erst als ich sah, dass ich mit meiner Zeitplanung total durcheinander geriet, setzte ich Grenzen. Das waren liebevolle Stopps für mich und auch für meine Klienten. Für mich, weil ich genügend Pausen hatte, bis der nächste Klient anklopfte. Gleichzeitig auch liebevolle Stopps für meine Klienten, sie durften spüren, dass in einer Stunde genügend bewegt wurde, es reichte, sonst geraten sie sehr schnell in eine Überforderung. Heilung benötigt Raum und Zeit.

Wie oft erleben wir, dass Menschen unsere Grenzen überschreiten? Bestimmt kennst du genügend Beispiele, wo dir das schon begegnet ist. Ich höre in meinen Einzelsitzungen immer wieder so viele Beispiele, wo Menschen das erfahren haben. Mit der Zeit merken sie das gar nicht mehr, es wird zu einer Gewohnheit.

Es fühlt sich natürlich an, dass das Kind permanent schreit, wenn es etwas bekommen will.

Es fühlt sich natürlich an, wenn der Partner permanent seine Unzufriedenheit an dir aus lässt.

Es fühlt sich natürlich an, dass der Chef dich immer wieder Überstunden machen lässt.

Es fühlt sich natürlich an, dass dein Nachbar permanent über dein Grundstück läuft.

Es fühlt sich natürlich an, dass deine erwachsenen Kinder mit einer Selbstverständlichkeit deine Enkel vorbei bringen.

Es fühlt sich natürlich an, dass dein Expartner seine Wut an dir auslässt.

Es fühlt sich natürlich an, dass fremde Menschen dich dauernd anrempeln.

Es fühlt sich natürlich an, dass du kaum mehr Zeit für deine eigenen Bedürfnisse hast.

Wenn du spürst, da hat sich über lange Zeit etwas eingeschlichen, was dich unzufrieden werden lässt. Halte inne, gebe dir ein Stopp. Überprüfe genau, ob du diese Gewohnheiten noch möchtest, oder ob es höchste Zeit ist etwas zu verändern.

Es kann wirklich auch hilfreich sein, sich ein großes Stoppschild vorzustellen, oder sich so ein Schild zu malen. Immer wenn dir eine Situation begegnet, wo ein Stopp angesagt ist, nimm dir das Stoppschild vor dein inneres Auge, halte es hoch. Du wirst sehen es wirkt. Vielleicht dauert es eine Weile, bis du dich daran gewöhnt hast, bis du das Stopp erlauben kannst. Auch dein Umfeld braucht eine Weile, bis sie erkennen, dass es so nicht weitergeht. Bleibe dran, habe Geduld, je klarer du bist, umso besser kommt es an.

Äußere Anzeichen für ein Stopp

Die äußeren Anzeichen für ein Stopp sind nicht immer so angenehm wie meine Teepause. Leider lernt uns das Leben noch andere Unterbrechungen.

Wie z. B. der Körper, wenn er eine Ruhepause benötigt, wenn er uns zum Ausruhen zwingt. Wenn Schmerzen auftauchen und wir nicht mehr unsere gewohnten Abläufe haben. Mein Körper zeigt mir immer sehr schnell, wenn ich ihn einfach übergehe, wenn ich meine, es muss alles schnell schnell gehen, schon streikt er.

Mein Körper möchte sich in seinem Rhythmus bewegen. Der alte gewohnte Rhythmus passt ihm nicht mehr. Das ist für mich immer wieder herausfordernd. Mich dem neuen Rhythmus anzupassen verlangt viel Geduld und Feingefühl.

Manchmal sind es auch alte Geschichten, die zum Vorschein kommen und geheilt werden möchten. Gerade für Heilung benötigen wir viel Zeit und Ruhe. Da sind die Stopps, die unser Körper setzt sehr heilsam. Unser Körper trägt eine liebevolle Intelligenz in sich. Es liegt an uns, ob wir diese Stopps erkennen und sie auch annehmen.

Innere Anzeichen für ein Stopp

Die inneren Anzeichen für ein Stopp sind oft viel subtiler, sie lassen sich nicht so schnell erkennen.

Wenn Unzufriedenheit, Unausgeglichenheit, Trauer, Schmerz, Unglücklichsein auftaucht sind das Zeichen zum Innehalten. Es sind tiefe Gefühle, die wahrgenommen werden möchten. Wenn wir einfach drüber weggehen, werden sie sich noch intensiver zeigen. Oder als letzte Instanz schalten sie den Körper ein. Meistens reagieren wir dann eher.

Meistens sind diese Gefühle sehr unangenehm, sie holen uns von unserem Flow des Alltages raus. Sie bremsen uns aus. Wer möchte schon all diese Gefühle fühlen? Wir sind alle so programmiert, dass wir lieber angenehme Gefühle, wie Freude, Begeisterung, Glück, Frieden fühlen möchten.

Doch es hilft nichts, wenn wir diese Stopps nicht erkennen, wenn wir sie verdrängen, diese Gefühle weg drücken, werden sie noch heftiger auftauchen. Sie sind da, wir können sie vielleicht eine Weile verleugnen. Doch sie werden sich immer und immer wieder zeigen.

Mit jedem Stopp, den du dir erlaubst, erlaubst du dir mehr Liebe für dich anzunehmen. Jeder Stopp, der aus deiner Klarheit entspringt, lässt mehr Liebe für dich fließen. Jeder liebevolle Stopp führt dein Gegenüber zu seiner Liebe.

Vertraue dir und deinen Wahrnehmungen

Je mehr du lernst auf deine inneren und äußeren Zeichen zu hören, umso besser und schneller wirst du deine Stopps erkennen.

Vertraue dir und deinen Wahrnehmungen. Du spürst genau, wenn etwas gut und liebevoll für dich ist.

Vertraue dir und deinen Wahrnehmungen. Dein Körper zeigt dir, wenn er Ruhe benötigt.

Vertraue dir und deinen Wahrnehmungen. Nimm dich wichtig, du bist es wert!

Nur du alleine weißt, was du brauchst und was nicht. Niemand kann dir deine Entscheidungen abnehmen.

Ich wünsche dir ganz viel Glück, Freude und gutes Gelingen bei deinen Stopps.

Du bist eingeladen…

Wie gehst du mit deinen Stopps um?

Fällt es dir leicht Nein oder ein klares Ja auszusprechen?

Gerne kannst du in einem Kommentar unter diesem Beitrag von deinen Erfahrungen erzählen – ich freue mich von dir zu lesen.

Herzliche Grüße

Marianne

 

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    2 Kommentare

    1. Oh wie passend! Ich habe heute Stopp gesagt zu meinem Arbeitgeber! Er meckerte ständig war nicht mehr zufrieden mit meiner Arbeit. Man muss sich nicht alles gefallen lassen. Mir geht es sehr gut damit. Selbst wenn ich mir einen neuen Job suchen muss…schließt sich eine Türe öffnet sich eine andere. :-)

      • Marianne Hauser

        Liebe Kerstin,

        das hört sich ja ganz kraftvoll an dein Stopp und ist mit ganz viel Vertrauen gespickt. Das ist wundervoll, wenn du dein Stopp vertrauensvoll umsetzen kannst. Ja manchmal braucht es ein klares Stopp, damit der andere merkt, so geht es nicht mehr weiter. Dann wünsche ich dir ganz viel Kraft und Glück für deine neue Arbeitsstelle.

        Alles Liebe dir!
        Marianne

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