Brauchen wir starke Grenzen?

Brauchen wir starke Grenzen? Sind Grenzen nicht einengend? Wäre ein Leben ohne Grenzen möglich?

Ich glaube wir alle sehnen uns nach Sicherheit. Wir möchten in einem sicheren, geborgenen Raum aufwachsen und auch unser Leben verbringen.

In meinem Blogbeitrag erzähle ich dir von einem Erlebnis, was mir aufzeigte, dass meine Grenzen noch etwas schwammig waren. Und ich möchte dich ermuntern für dich einzustehen, deine Grenzen zu erkennen und auch mutig nach außen zu äußern.

Schwammige, schwache Grenzen erkennen

Vor ein paar Tagen hatte ich ein Erlebnis, was mich dazu bewogen hat diesen Beitrag zu schreiben.

Es ging um Grenzen setzen. Das habe ich natürlich nicht gleich bemerkt. Erst nach diesem Erlebnis wurde mir wieder mal glasklar gezeigt, dass meine Grenzen noch nicht so stabil und klar sind, wie ich sie gerne haben möchte.

Bei einem Spaziergang durch die verschneite Winterlandschaft begegnete mir und meinem Partner ein Mann mit einem Hund. Normalerweise wäre das nichts außergewöhnliches, das passiert uns andauernd.

Der Hund stürmte auf uns zu, kläffte uns an und umzingelte uns abwechselnd. Das war total unangenehm. In der Regel bin ich nicht besonders ängstlich, was Hunde betrifft. Ich würde sagen, ich bin einfach vorsichtig, möchte nicht unbedingt fremde Hunde anfassen.

Wie so oft, rief der Hundebesitzer von weitem, “Ach der Hund macht nichts, der ist ganz friedlich.” Solche Sätze liebe ich. Das sagt fast jeder Hundebesitzer. Was ich auch gar nicht bezweifle, bestimmt sind die Hunde lieb und wollen mich nicht fressen ;-)

Wir blieben eine Weile so stehen, der Hund hatte wohl seine wahre Freude uns mit seinem Gebell in Schach zu halten, uns am Weitergehen zu hindern. Nach gefühlten Stunden, schritt der Hundebesitzer endlich ein, holte seinen Hund an die Leine.

Bestimmt kennst du solche Situationen auch. Es geschieht etwas total unvorhergesehenes, du bist im Moment hilflos, weißt nicht was tun. Erwartest, dass in diesem Fall der Hundebesitzer die Verantwortung für den Hund übernimmt. Ihm seine Grenzen aufzeigt, ihn an die Leine nimmt.

Eine Gemeinschaft braucht Grenzen

Da sind wir genau an diesem wichtigen Thema Grenzen aufzuzeigen und Grenzen setzen. Beides ist total wichtig, wenn wir in einer Gemeinschaft leben. Wir wollen uns ja nicht in eine einsame Höhle verkriechen ;-)

Immer wenn mehrere Menschen oder auch Tiere zusammen kommen, braucht es klare Grenzen, sonst kann kein Gleichgewicht, kann kein harmonisches Miteinander entstehen.

Mir zeigte dieses Erlebnis ganz klar, ich darf mein Augenmerk auf meine Grenzen lenken. Spüren, wo sie noch offen stehen, spüren, ob ich mich in meiner Mitte befinde, spüren, was ich innen und außen verändern darf.

Doch wo setze ich an? Wie immer zuerst im inneren. Wirklich wahrnehmen, was hat dieses Erlebnis in mir ausgelöst? Wie habe ich mich dabei gefühlt? Und ganz wichtig, wie habe ich reagiert? Was habe ich nicht getan? Was hätte ich tun können?

Diese Fragen bin ich durchgegangen und war erstaunt, was zum Vorschein kam.

Es kamen Gefühle von Hilflosigkeit und Wut zum Vorschein. Ich fühlte mich für einen Moment hilflos, wusste nicht was tun. Und es kam Wut hoch, Wut, dass der Verantwortliche nicht einschritt.

Meine Reaktion war stehen bleiben und abwarten, hoffen, dass der Hund endlich aufhört oder der Besitzer ihn an die Leine nahm. Ich ging in eine Warteposition, in ein hoffen, dass von Außen etwas geschieht. Ich habe nicht reagiert.

Mir wurde klar, dass ich mich nicht geschützt habe, meine Grenzen nicht klar und deutlich gemacht habe. Ich war still, da wo ich meinen Mund hätte aufmachen müssen. Ich hätte deutlich machen müssen, dass ich dieses Verhalten des Hundes nicht gut finde, dass ich das nicht mag. Deutlich sagen müssen, dass der Hundebesitzer seinen Hund an die Leine nehmen sollte.

Grenzen erzeugen ein Feld von Vertrauen

Im Nachhinein bin ich total dankbar für diese Erlebnis. Es zeigte mir deutlich auf, wo es noch Veränderung bedarf bei meinen Grenzen.

Grenzen sind dafür da, dass sie uns schützen.

Grenzen geben uns Halt, damit wir uns in unserem Rhythmus entfalten können

Grenzen lassen unser Vertrauen wachsen

Grenzen stärken unseren Körper und unser Energiefeld

Grenzen sind individuell

Wir dürfen erkennen, dass wir Grenzen setzen dürfen. Es ist nichts falsch, wenn wir klare Grenzen haben. Es ist für mich, wie ein Haus mit stabilen Mauern. Wenn das Haus keine Mauern hat, nur ein paar Pfosten, die das Dach halten, keine Fenster und Türen, wird es auch nicht lange standfest stehen. Beim nächsten größeren Sturm wird es weggeweht. Oder jeder trampelt rein, wie er will.

Genauso ist es bei uns Menschen. Wir brauchen stabile Mauern, wir brauchen Türen und Fenster, die wir öffnen und auch wieder schließen können. Es liegt in unserer Verantwortung für uns selbst, dass wir achtsam und sorgsam mit uns umgehen.

Wenn wir spüren, dass jemand diese Grenzen nicht wahrt, müssen wir einschreiten. Es ist ein Dienst an uns selbst und letztendlich auch für denjenigen, der die Grenze überschritten hat. Je öfter wir das tun, umso klarer werden unsere Grenzen. Wir erlauben uns, unseren Platz einzunehmen. Wir lassen uns nicht wegjagen oder verkriechen uns ängstlich.

Wir dürfen immer mehr erkennen, wir sind die Königin der König in unserem Reich. Wie weit unser Reich sich ausdehnt, das liegt an uns. Die Grenzen sind nichts starres oder hartes, sie sind beweglich, dynamisch, lebendig. Wir können sie weit ausladend oder etwas enger setzen. Gerade so, wie wir sie in jedem Moment brauchen.

Grenzen geben deinen Gefühlen Raum

Grenzen setzen ist ein so weitläufiges Thema. Fast immer zeigen uns äußere Gegebenheiten, wo wir noch zu schwache Grenzen, gar keine oder zu enge Grenzen haben. Wenn wir in unserem Alltag genau hinschauen erkennen wir sehr schnell, wo es Veränderung bedarf.

Ja und diese Veränderung geschieht zuerst im erkennen. Ich darf erkennen, wo ich mich nicht wohlgefühlt habe, wo ich mich hilflos, wo ich mich wütend, wo ich mich ängstlich gefühlt habe. Diesen Gefühle darf ich Raum geben. Sie nicht wegjagen und mit Nichtbeachten strafen. Je mehr ich meine Gefühle wahrnehme umso besser erkenne ich wo meine Grenzen noch schwammig sind.

Bestimmt hast du auch schon einiges erlebt, wo du gemerkt hast, hier hätte ich Grenzen setzen sollen. Ob es bei deinem Partner, bei deinen Kindern, bei deinem Chef, bei Freunden, bei Nachbarn, bei Tieren… ist. Unser Umfeld zeigt uns, wie wir mit Grenzen umgehen.

Grenzen setzen für dich

Wenn es um deine persönlichen Grenzen geht, ist es wichtig, sie klar und deutlich zu erkennen und auch nach außen zu artikulieren. Deutlich zu machen, dass du das nicht magst, dass es dich unsicher oder ängstlich macht. Je klarer, du deine Gefühle nach außen bringst, umso weniger wirst du in solche Situationen gebracht.

Du stehst für dich und deine Gefühle, deine inneren Kinder ein. Du übernimmst die Verantwortung für dein Leben, für deine Bedürfnisse.

Grenzen setzen für andere

Genauso wichtig ist es die Verantwortung für andere zu übernehmen. Wenn wir uns für Tiere, Pflanzen oder Kinder entscheiden, dann heißt das Verantwortung zu übernehmen. Wir sind verantwortlich, dass es ihnen gut geht, dass sie versorgt werden, dass sie in Liebe wachsen können.

Zu dieser Verantwortung gehört viel Liebe und gehören Grenzen – liebevolle klare Grenzen. Je klarer diese Grenzen sind, umso leichter wird das Zusammenleben sein. Wenn wir eine Pflanze wuchern lassen, wird sie mit der Zeit alles einwachsen, so erging es uns mit unserem Efeu, wenn wir ihn nicht gekürzt hätten.

Wenn wir Tieren nicht klar und liebevoll aufzeigen, was sie tun dürfen und was nicht, können sie gewalttätig werden.

Wenn wir Kindern keine Grenzen geben, vermissen sie den Halt und werden zu Suchenden.

Nimm deinen Platz ein – setze Grenzen

Ein paar Tage nach diesem Erlebnis erhielt ich gleich ein Übungsfeld. Wieder mit einem Hund ;-) Er sprang aus einem Auto rannte in meine Richtung und schnurstracks an mir vorbei. Er beachtete mich nicht. Vielleicht war dieser Hund besser erzogen oder er spürte meine Grenzen. Ich bleib dran und beobachte ;-)

Letztendlich geht es immer um Führung übernehmen. Wir müssen lernen die Führung zu übernehmen, dazu gehört Grenzen setzen.

Jeder von uns hat einen Platz, den er einnehmen sollte. Die Eltern haben ihren Platz, sie übernehmen die Verantwortung für eine gewisse Zeit. Der Hundeführer ist der Herr für seinen Hund. Der Pflanzenliebhaber zeigt der Pflanze die Richtung vor.

Wir übernehmen permanent die Verantwortung. Wenn wir das in Liebe tun, wird es automatisch geschehen. Ja und wenn wir unser Ruder wieder mal losgelassen haben, werden wir sehr schnell merken, dass unser Lebensschiff schwankt und rüttelt. Nicht schlimm, dann setzen wir unsere Kapitänsmütze wieder auf und übernehmen wieder das Steuer ;- Wir alle sind nicht perfekt und dürfen geduldig mehr und mehr erkennen, was wir brauchen, was liebevoll ist.

Herzliche Grüße

Marianne

 

Trage dich ein und erhalte die Audioaufnahme: "Nimm' deinen Platz ein" und meine wöchentlichen Inspirationen & Tipps.



    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert